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Unser Westweg

Als Tom und ich am 26. September '20 morgens starteten, war es in Pforzheim windig, nass und kalt. Wir liefen vom Bahnhof durch eine mehr oder weniger leere Stadt, überquerten einen leeren Messeplatz mit Jahrmarktbuden, einen leeren Stadtgarten, folgten der Nagold und erreichten den nördlichen Startpunkt des Westweges, den Kupferhammer.

Bei diesem Wetter begegneten wir kaum einer Handvoll Menschen.

Ab jetzt folgten wir der roten Raute.

Bei der Planung haben wir uns an den Etappen des Schwarzwaldvereins orientiert, lediglich die Etappe Pforzheim-Dobel halbiert und über zwei Tage verteilt. Im Südschwarzwald haben wir ebenfalls eine kleine Abweichung vorgenommen.

Wir planten auf SWV- oder Naturfreundehäuser bzw. Wanderheime zurückzugreifen, um deren Struktur zu erhalten. Hotelübernachtungen hatten wir lediglich am Hinterhauenstein, Übernachtungen in Gasthäusern in Kandern, in Berggasthäuser in Stübenwasen und Haldenhof eingeplant. Die Adressen waren auf Aktualität zu prüfen und die jeweiligen Bedingungen (Abendessen, Übernachtung, Frühstück) lokal zu klären.

Wichtigstes Instrument stellte die GPS-Begleitung durch die Schwarzwald-App dar, die uns oftmals Orientierung verschaffte, wo die Raute nicht zu sehen war oder wir vom Weg abgekommen waren. Im Übrigen eine Fundgrube für alle möglichen Dinge (Treckingscamps, Übernachtungen, Gasthäuser, Wege, Touren u. a. m.)

Tom plante mehrere Übernachtungen in einfachen Schutzhütten, doch die nächtlichen Temperaturen trieben ihn dann doch ins gemütliche Haus.

Wir wollten zum Saisonende hin gehen, rechneten allerdings nicht mit einem Frost- und Wintereinbruch, der Neuschnee und ziemlich viel frische Luft, auf den Höhen kräftige Böen mit Schneeregen, brachte.

Die ganze Länge des Schwarzwaldes auf eigenen Füßen zu durchwandern ist ein starkes Erlebnis

Regen und Bewölkung begleiteten uns an vielen Tagen und so waren die wenigen Sonnentage etwas Besonderes. Stundenlang wanderten wir durch nebelverhangene Wälder und mit der hin und wieder sich durchsetzenden Sonne fingen Felsen und moosbewachsene Bäume an die Feuchtigkeit auszudampfen. Leuchtendrote Fliegenpilze in allen Größen wuchsen links und rechts des Weges.

Für den Westweg sollte man sich eventuell Zeit nehmen, alle die vielen kleinen Hinweise und Sehenswürdigkeiten mitnehmen und nicht nur „Strecke machen“.

Dieser Weg fordert eine gewisse Logistik, um Unterkünfte und Verpflegung zu sichern und stellenweise liegen diese nicht unmittelbar an der Route.

Der Westweg ist ein Weg durch die Geschichte des Schwarzwaldes

Reste und Ruinen einer vergangenen automobilen Infrastruktur und untergegangene Kurhotels entlang der B 500, der Schwarzwaldhöhenstraße, Gedenksteine, kleine Mahnmale und Kulturlandschaft in allen guten wie schlechten Ausprägungen dieses Wortes.

Unser Weg führte uns an den touristischen Spots wie Mummelsee oder Titisee entlang, vorbei an den von Stürmen gebeutelten Nadelwälderhängen, an Baustellen von Skidestinationen, wo es möglicherweise keinen Naturschnee mehr geben wird und an herrlichen Blickpunkten in eine faszinierende Landschaft.

Vorbei an den Mahnmalen des deutschen Kaiserreichs, der Nazizeit, den beiden Kriegen des 20. Jahrhunderts und tausend anderen Dingen, an schönen Hochmooren und Grindenlandschaften, der wunderschönen Kalten Herberge und leider auch an Sachen, die man nicht so gerne sehen möchte. Der Schwarzwald ist Schnittpunkt von individuellen wirtschaftlichen Interessen von Landwirten, Forstbetrieben und Holzwirtschaft, soll dem Tourismus dienen und dennoch ist die Infrastruktur unterentwicklelt.

Das alles zusammen begegnete uns auf diesem Weg, ließ uns darüber nachdenken und streiten, was richtig und falsch ist. Alles, was uns begegnete sind wohl mögliche Gründe, wieso jedes Jahr Wanderer diesen 150 Jahre alten Weg für sich entdecken und gehen und weitergehen werden.

Unsere Etappen

  Tag Datum Start Ziel km
1 Sa 26.09.2020 Pforzheim Wanderheim am Schlossberg 16,4
2 So 27.09.2020 Neuenbürg Wanderheim Karl-Bäuerle-Hütte 15,34
3 Mo 28.09.2020 Dobel Privatzimmer Toni Schillinger 27,11
4 Di 29.09.2020 Forbach Ski- u. Wanderheim Ochsenstall 21,48
5 Mi 30.09.2020 Ochsenstall Naturfreundehaus Kniebis 29
6 Do 01.10.2020 Kniebis Wanderheim Brandenkopf 24,18
7 Fr 02.10.2020 Brandenkopf Hotel Schöne Aussicht 23,97
8 Sa 03.10.2020 Hinterhauenstein Naturfreundehaus Brend 15,63
9 So 04.10.2020 Brend Wanderheim Berghäusle 27,41
10 Mo 05.10.2020 Titisee-Neustadt Berggasthaus Stübenwasen 25,16
11 Di 06.10.2020 Stübenwasen Berggasthof Haldenhof 22,74
12 Mi 07.10.2020 Haldenhof Neuenweg Gasthaus zur Schnecke 19,9
13 Do 08.10.2020 Kandern Basel (Badischer Bahnhof) 26,8
14 Fr 09.10.2020 Basel (Badischer Bahnhof)    
          295,12