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Von Feldkirch entlang des Österreichischen Weitwanderweges 02 bis zur Tübinger Hütte

Alpenzentralwege, Weitwanderwege, Walserwege und andere Wege

Dem Österreichischen Weitwanderweg 02 [1] (WWW02 Feldkirch – Hainburg a. d. Donau) war ich in den letzten Jahren mehrfach begegnet bzw. gefolgt (2016). Eines der schöneren Wegstücke ist der Übergang von der Mannheimer Hütte über den Rest des Brandner Gletschers und der Aufstieg zur Schesaplana über den Südwandsteig, Abstieg zur Totalphütte und über Lünersee, Lindauerhütte, Tilisunahütte nach Gargellen und zur Tübinger Hütte.

2016 ging ich die Route von Ost nach West ab Jamtalhütte über Wiesbadener Hütte, Saarbrückener Hütte, Tübinger Hütte usw. Der Übergang von der Saarbrückener Hütte über das Plattenjoch zur Tübinger Hütte ist heute eis- und schneefrei zu gehen.

Dann lockte mich die Gruppe der „Drei Schwestern“ und der Fürstensteig bei Vaduz, Fürstentum Liechtenstein, die Durchquerung des Nenzinger Himmels und der Aufstieg über den „Spusagang“ zur Oberzalimhütte im Brandnertal.

Die „Drei Schwestern“ (die Große Schwester (2053 m)) sind ein weithin sichtbares Felsmassiv mit auffälligen drei Gipfeln einer Bergkette im Rätikon in den westlichen Zentralalpen.


[1] Wegbeschreibung und Wegvarianten des 02ers sind im Wanderführer des Österreichischen Alpenvereines, "Österreichischer Weitwanderweg 02", zu finden.

Band 1 dieses Wanderführers beinhaltet die Beschreibung der ersten 30 Etappen (ca. 585 km) dieses Weitwanderweges von Hainburg über Leithagebirge und Rosaliengebirge bis auf den Hochwechsel, weiter über die Fischbacher Alpen, durch das Murtal und entlang der Tauern bis zur Tappenkarseehütte.

Band 2 beschreibt den Weiterweg ab der Tappenkarseehütte auf der Route 02 A (34 Etappen, ca. 600 km) über die Salzburger Grasberge, Kitzbüheler Alpen, Tuxer Alpen, Stubaitaler Alpen, Ötztaler Alpen, Samnaun und Verwallgruppe sowie Rätikon bis Feldkirch.

Band 3 beschreibt den Weiterweg ab der Tappenkarseehütte auf der Route 02, immer entlang des Alpenhauptkammes mit Hohe Tauern, Zillertaler Alpen, Stubaier Alpen, Ötztaler Alpen, Samnaun, Silvrettagruppe und durch das Rätikon bis zur Stadt Feldkirch in Vorarlberg.

Die ersten Tage auf dem 02, dem Fürstensteig und dem Walserweg

Mein Weg beginnt am Bahnhof Feldkirch, führt durch die sehr schöne Altstadt über den Ill, ein mächtiger Zufluss zum Rhein. Hier begegne ich den Markierungen der Via Alpina (rot) und nach einem Aufstieg bei hochsommerlichen Temperaturen über Wiesen und durch kleine Waldstücke gelange ich zum Naturfreundehaus Feldkircher Hütte. In dieser ersten Nacht regnet es >20 l/m². Mein nächstes Ziel ist die Gafadurahütte auf der Westseite der Saroja (1659 m); Gehzeit 2 Stunden.

Kurz vor dem Sarojasattel (1641 m) stoße ich auf das Schild zu den „Drei Schwestern“ und entschließe mich, diesen Weg zu nehmen. Zur Gafadurahütte kann ich später noch gehen. So nähere ich mich den drei Schwestern in einem Bogen (auf der Route des Zentralpenweges bzw. des WWW02) und stehe in aufsteigenden Wolken und gelegentlicher Fernsicht auf den Gipfeln. Weiter der Route folgend dann auf dem Garsellikopf (2105 m) und überquere den Rover Schaan (1983 m). Der Blick ins Rheintal bis zum Bodensee ist leider sehr dunstig und wolkenverhangen, doch Lindau, Bregenz, Bludenz, Vaduz sind erkennbar.

Nun befinde ich mich auf der Route Via Alpina (rot), zugleich Zentralalpenweg und Liechtensteiner Panoramaweg. Wegen der aufsteigenden Feuchtigkeit habe ich leider nicht die schönen Blicke in den Wegverlauf des Fürstensteiges und kann mir nur vorstellen, wie die Aussicht bei klaren Sichtverhältnissen sein könnte.

Abstieg nach Schaan

Um nun zur Gafadurahütte zu gelangen, müsste ich den gesamten Weg zurückgehen.
Gescheiter wäre es gewesen, den Fürstensteig weiterzugehen und am Berggasthaus Stücka auf meiner ursprünglich geplanten Route weiterzulaufen. Stattdessen steige ich nun von 1989 m einem matschigen, völlig durchgeweichten und rutschigen Weg nach Schaan (450 m) zur Jugendherberge, ab. Auf der Gafadurahütte muss ich stornieren. Die Jugendherberge ist sehr schön, aber die Nacht war lausig.

Der Weg nach Mabun

Also am nächsten Morgen suche ich einen Weg nach Mabun. Dort habe ich vorreserviert. So stoße ich auf die grüne Via Alpina, den Walserweg, die Liechtensteiner Bergmarathonroute, passiere das Schloß in Vaduz, durchquere einen alten Tunnel, passiere das Berggasthaus Stücka und folge dem Walserweg nach Mabun. 21 km, zäh, heiß und etliche Höhenmeter und dann eine Dusche, Abendessen, Bett.

Ab jetzt geht es geordnet auf dem Fürstin-Gina-Weg, Walserweg, Liechtensteiner Panoramaweg über das Sareiserjoch (1992 m) und weiter auf dem Walserweg in den Nenzinger Himmel. Bei 1733 Höhenmetern passiere ich die Grenze zwischen Fürstentum Liechtenstein (FL) und Republik Österreich (A) und gelange in das Gamperdonatal. In Nähe des Alpengasthofs Gamperdona zweige ich ab Richtung Hirschsee, lasse diesen rechts liegen und steige über ein Geröllfeld in den Spussagang zur Spusagangscharte (2237 m) auf.

Von Malbun über den Nenzinger Himmel und den Spusagang

Beruhigendes Gefühl, wieder auf der geplanten Route zu sein. Der Aufstieg von Mabun durch Weideland zum Sareiserjoch benötigt eine Stunde, dann öffnet sich der Blick in den Nenzinger Himmel und den ostseitig liegenden Bergkamm. Irgendwo dort muss es einen Übergang geben. Doch zuvor Abstieg, vorbei an Steinformationen, Überschreiten der Grenze inmitten eines Blumenmeeres und Durchgang durch den teilweise aus Walserhäusern bestehenden Nenzinger Himmel. Nun befinde ich mich auf der Route des Walserweges, die hier mit dem Zentralalpenweg 02 parallel verläuft.

Der Aufsteig zum Spusagang ist spannend. Seit einer Stunde laufe ich auf eine senkrecht erscheinende Felstwand zu und kann mir nicht vorstellen, wo dort eine Pfadspur verlaufen soll. Den Schildern und Markierungen folgend errreiche das Spusagangjoch (2237 m). Der Zentralalpenweg geht von hier über den Panüeler Kopf (2859 m) direkt zur Mannheimer Hütte. Ich nehme den Abstieg zur Oberzalimhütte.

Leibersteig, Brandnergletscher und Schesaplana

Auf der Oberzalimhütte treffe ich mich mit Melanie und Frank und wir nehmen am Folgetag den sehr ausgesetzten alpinen Leibersteig von der Oberzalimhütte zur Mannheimer Hütte. Gemeinsam queren wir die Reste des Brandner Gletschers und gelangen über einen Gratweg zum Joch und zum Gipfelkreuz der Schesaplana (2965 m).

Angesichts des überaus schönen Wetters war auf dem Gipfel etwas "Betrieb". Der Abstieg zur Totalphütte und zum Lünersee war dann die letzte Herausforderung dieses Supertages.

Was vom Brandner Gletscher übrig blieb

Das hatte ich mir schon länger vorgestellt, wie es wohl sein mag, nach dem Aufstieg über den Leibersteig auf diese große Schneefläche zu schauen. Und dann lag da weder Schnee und um zur Eisfläche zu gelangen, musste man hinuntersteigen. Die Fläche war ziemlich eben und konnte ohne jegliche Hilfsmittel (Grödel oder Steigeisen) relativ beliebig überquert werden. Wir kreuzten zwei Wasserrinnen und stiegen auf der Gegenseite auf zum Grat und von dort über Felsen und Blockgelände zum Joch unterhalb der Südflanke der Schesaplana.

Vom Lünersee und weiter auf dem Walserweg über Lindauer Hütte zur Tilisunsahütte

Wir verlassen den Lüner See und wandern auf dem Walser Weg bis zum Schweizer Tor. Vom Verajoch sehen wir im Rückblick noch einmal die Schesaplana. Am Schweizer Tor zweigt der Große Walserweg nach Süden Richtung St. Antönien (CH) ab und wir gehen weiter Richtung Lindauer Hütte, um eine Zwischenmahlzeit (Kaiserschmarren) einzunehmen.

Der Aufstieg zum Bilkengrat war dann etwas schwerfällig und wir sind mit entsprechenden Pausen auf der Tilisunahütte angekommen. Diese Variante folgte der Route des Zentralalpenweges. Wir entdecken den Hinweis auf eine alpine Variante über die kleine Sulzfluh. Gemeinsames Abendessen mit netten Leuten aus Oberschwaben, unruhige Dreiergruppe im Lager.

Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege, Melanie und Frank steigen ab Richtung Tschagguns und ich gehe weiter Richtung Gargellen. Überschreite die drei Pässe, Grubenpass, Plasseggenpass und Sarotlapass ohne Sichtung einer Steinbockherde und durchquere um die Mittagszeit Gargellen (1413 m). Jetzt beginnt der Aufstieg zur Vergaldaalpe und dem Vergaldajoch (2515 m), dann über Mittelbergjoch (2415 m) und der Abstieg zur Tübinger Hütte (2191 m). Die Etappe Tilisunahütte-Tübinger Hütte mit 23 km und ~ 1500 Hm Abstieg wie Aufstieg war recht herausfordernd.

Den Abend verbringe ich mit zwei Jungs aus Magdeburg, die am nächsten Tag zur Saarbrückener Hütte über den nicht mehr vorhanden Plattengletscher, gehen wollen.


Schon auf dem Weg Richtung Gargellen habe ich überlegt, die Tour nach der Tübinger Hütte zu beenden, nicht mehr zur Wiesbadener Hütte über Hochmadererjoch und Silvrettasee und in Folge zur Jamtalhütte zu gehen. Die drei Tage mit Melanie und Frank waren voll mit Eindrücken und Gesprächen, die mich bis zur Tübinger Hütte beschäftigen. Und jetzt alleine weiterlaufen, hatte ich ehrlich gesagt, keinerlei Antrieb mehr.

Also am nächsten Morgen Abstieg von der Tübinger Hütte nach Gaschurn (965 m) und über Bludenz, Zürich, Basel nach Hause.


Die schönsten Bilder stammen von Frank, der eifrig fotografierte und mir eine Tonne Bildmaterial zusendete. Danke für die schöne Tour und die tollen Bilder!